Hurra, nachdem es seit Empfang meines Talis im November wie verhext war (keine Kundentermine mehr, die eine längere Fahrt erforderten -> bisher keine Testfahrt auf der Langstrecke), sollte ich nun ins schöne Siegerland, was rund 500 km einfache Strecke sind. Na dann.
Positiv: Wie erwartet ist der Gute eine tolle Reiselimousine. Auf der Autobahn fühlt er sich fühlbar wohler als auf unseren maroden Landstraßen, der Sitzkomfort ist klasse, und ich habe all die IP-Nettigkeiten von Massage bis Sitzlüftung ausführlich genossen. Entspanntes Fahren.
Aber ach, ich wollte euch ja nicht glauben. Muss es nun aber selbst zugeben. Das Navi ist ja mal richtig, richtig übel. Im Detail:
- Routenberechnung an sich noch gut und flott. Aber es war viel los auf den Autobahnen, also konnte sich die Stauumfahrung austoben. Hat sie auch, allerdings nicht so, wie ich mir das vorstellte... Um die verstopfte A45 zu vermeiden hat mich das System auf einem besseren Feldweg in Serpentinen die Berge hoch- und wieder runtergeschickt, insgesamt über eine Stunde (!), obwohl auf der Autobahn, wie ich später herausfand, nur zähfließender Verkehr war mit ca. 15 Minuten Verzögerung.
- Mehrfach wurden mobile Blitzer gemeldet, die aber a) nicht da waren und b) für die nächsten 10 Minuten die Ansage "Radargerät naht" und "Verringern Sie Ihre Geschwindigkeit" ungefähr im Abstand von 10 Sekunden immer und immer und immer wieder bescherten. Ich fuhr nicht zu schnell, und im HUD war die Warnanzeige auch längst verschwunden, aber im Navi blieb die rote Kamera mit einer ominösen Angabe von 119 km/h (!?), ebenso die nervige Ansage. Alter Schwede.
- Ungefähr 20x kam die Ansage "Sie nähern sich einem Stau". Auf der Hinfahrt meist, ohne dass weit und breit ein Stau oder auch nur eine Behinderung zu erkennen gewesen wäre. Dafür aber auf der Rückfahrt mitten IM Stau, vor dem das System nicht gewarnt hat, und in dem ich zum Zeitpunkt der Ansage schon 20 Minuten drin steckte. Da kommt man sich leicht verar***t vor.
- Ansage "Für diese Strecke sind Ausnahmegenehmigungen erforderlich" auf dem Weg zum Hotel. Hä? Normale Straße, weit und breit keine Ausnahmegenehmigung.
- Anzeige, dass eine alternative (schnellere) Strecke gefunden wurde, kam 3x direkt nacheinander (immer wieder mit OK weggedrpckt)! Kann sich das Ding nicht entscheiden? Einmal wurde eine Alternative innerhalb einer Stadt berechnet, bei der ich von der Hauptstraße abfahren sollte, mit weniger als einer Minute (!) Zeitersparnis. Das ist Intelligenz-Stand TomTom-Navi anno 2007.
- Auf der Rückfahrt hatte ich dann schon so einen Hals, dass ich die Anweisungen komplett ignoriert habe. Das Navi wollte mich zwecks Zeitersparnis von der angeblich voll gesperrten A7 über Umleitungen schicken. Voraussichtliche Ankunftszeit: 20:57 Uhr. Ich stur auf der A7 weiter gefahren, "Neuberechnung der Route" -> Voraussichtliche Ankunftszeit 20:20 Uhr! MANN! Also muss das System doch "gewusst" haben, dass auf der A7 keine Verzögerung ist, warum zum Henker dann trotzdem die blöde Umleitungsempfehlung?
Disclaimer: Ich weiss, dass Navi-Systeme nicht perfekt sind, und es in ungünstigen Situationen immer mal zu falschen Empfehlungen kommen kann. Aber hier gibt es verglichen mit dem R-Link 1 oder sogar dem Carminat TomTom ganz offenbar einen massiven Rückschritt in der Kernfunktion. Das R-Link 1 hatte einige fiese Bugs, aber navigieren (incl. Stauumfahrung) klappte immer super. Mein Verdacht ist, dass längst nicht mehr gültige TMC-Meldungen vom R-Link 2 zu hoch priorisiert oder nicht gelöscht werden - auf meinen 500 km waren alleine 4 angebliche Vollsperrungen angezeigt, von denen keine (mehr?) existierte. Anhand der TomTom-Verkehrsdaten muss das System doch wissen, dass der Verkehr dort wieder fließt!?
Wie viele hoffe ich also auf das Update und neues Kartenmaterial. Bis dahin überlege ich tatsächlich, wieder ein TomTom zum an-die-Scheibe-kleben zu erwerben. Sieht bestimmt toll aus in einem Auto mit 44000 Euro Listenpreis. Apple Carplay wäre auch eine Variante, aber so wie es aussieht, ist man diesbezüglich als Frühbesteller ja auch angeschmiert.
PS: Daumen runter leider auch für die Schildererkennung. Immer wieder hatte ich auf Strecke ohne Tempolimt plötzlich "120" oder "100" als Limit, kurz darauf war's wieder weg. Mehrfach wurde das Limit der Auffahrt (70) auch auf der Autobahn angezeigt. Zumindest wurden keine Schilder von LKW-Hintern gelesen, und auch die Erkennung der Limits in Leuchtanzeigen (über der Fahrbahn) klappte besser als vermutet. Aber richtig brauchbar war das System nicht.
Gut funktioniert hat hingegen der Spurhaltewarner. Auf der Landstraße habe ich ihn deaktiviert, aber für die Autobahn ist er offenbar gemacht. Klappte sauber.
Sorry für den Rant, ich finde das R-Link 2 prinzipiell so schön - aber das Navi fühlt sich an wie eine frühe Beta.