Es ist nicht richtig pauschal zu behaupten, in Deutschland "darf gerast werden". Meine Erfahrung war immer wieder: Mit "Rasen" polemisierten meistens Leute, die sich vorgenommen haben, Anderen ihre Vorstellung von "Richtig" bzw. "genügend" aufzunötigen, und das waren auf der Straße die Typen "Oberlehrer" und Linksfahrer". Das war schon so zur Zeit der Pferde- und Motor-Kutschen! Wenn man ihnen damals vorhergesagt hätte, dass man 4 Jahrzehnte später sogar "100" fahren darf und wird, dann hätten sie sofort die Schnappatmung gekriegt... Heutzutage sammeln sie sich gern auch in paar Parteien zum Politik-machen.
Richtig ist, dass wir die sog. "Richtgeschwindigkeit" zum Gesetz gemacht haben, das war schon 1978, und gilt zum Glück immer noch. Es ist auch richtig festzustellen, dass nirgendwo auf der Welt so viele für Hochgeschwindigkeit-taugliche Schnellstraßen gebaut wurden wie bei uns, und auch das hatte und hat guten Grund. Das Bewegungspotential und die Sicherheitsreserven sollen eben nicht enden bei 100 oder bei 130.
Mir ist es ausgesprochen wichtig, dass die Vorschriften mir erlauben dennoch ein Stück meiner persönlichen Freiheit zu behalten. Sie ist für mich undenkbar ohne ein Recht zu wählen, wann, wo und wie ich fahren will. Das darf in passender Straßen-Lage auch gerne (sehr gerne!) mehr als 130 sein (oder wo fängt für wen dieses Un-Wort rasen an?). Dabei geht es mir weniger um absolute Geschwindigkeit, sondern mehr um den Wechsel, oder bessér gesagt: die Abwechslung! 35 km auf der BAB 2 oder BAB 24 in einer 130er Zone oder noch langsamer zu fahren ist mir ein Graus, total langweilig, und ich muss gegen die Versuchung ankämpfen unaufmerksam zu werden. Genau dieses gefährliche Problem beobachte ich an diesen Tempolimit-Strecken bei so vielen PKW-, Bus- und LW-Fahrern, denn Zeit zum Gucken bleibt während des Vorbeischleichens oft. Eine zweifelhafte "Abwechslung" bringen mir nur diese unfreiwillig-komischen oder tragischen Fahrmanöver und Falsch-Reaktionen unaufmerksamer "Fahrer mit Nebenbeschäftigung" oder schlicht "schnarchnasig-verträumt", besonders wenn sie wieder viel zu nahe hintereinander her fahren.
Die schlimmsten, und die meisten schweren Unfälle habe ich entlang dieser "heruntergeregelten" Tempolimit-Strecken gesehen.
Wie gesagt: Schnell fahren kann sein und darf sein und last not least bringt mir auch Freude am Fahren!
Mit "Rasen" hat das nichts gemeinsam. "Rasen" akzeptiere ich als Wort-Umschreibung nur für das verantwortungslose Schnell-Fahren ohne Rücksicht auf Andere und auf die Straße, und auch als Ausdruck des Angeben-wollens mit einer möglichst PS-starken Karre aus ihrer jeweiligen Marken-/Modellpalette.
Wenn ich das "Rasen" im Sinn hätte, dann hätte ich mir von allen Talismanen nicht den mittelmäßig starken 160-PS-Diesel ausgesucht. So kann ich mit Rasern weder mitreden noch mithalten auf der Fahrbahn. Meine Devise (von einem Journalisten übernommen) habe ich hier schon mehrfach gepostet: "Entspann dich!" Auch mein Verbrauch (vgl. Spritmonitor) ist nicht der eines Rasers, obwohl ich gerne mal dem Tali richtig die Sporen gebe.
Aber mitschwimmen mit den anderen, das möchte ich schon gerne bequem tun können: Wenn eine große Zahl Fahrer mit ACC-geregelten Sicherheitsabständen mit 160 bis 180 auf der BAB 9 oder anderen Strecken unterwegs sind, dann möchte ich das mit meinem eigenen "ACC" im 160-PS-DIesel auch tun und tun können. Daher mein Wunsch, den ACC über dieses "unzeitgemäße Limit 150" zu erhöhen. Das ist schon alles.
Wenn ich mir jedoch die stärkste Motorisierung der Baureihe ausgewählt hätte, dann würde ich mich auch dazu bekennen, und insbesondere Anderen nichts übers "Rasen" erzählen.