Beiträge von RA_Tali

    Hallo zusammen,


    mittlerweile bin ich etwas über zwei Monate mit dem Talisman gefahren und ich bin weiterhin im Großen und Ganzen mit dem Talisman Grandtour sehr zufrieden. Den "Fußöffner" der Heckklappe habe ich mittlerweile drangegeben und über das stellenweise unterirdische RLink 2 rege ich mich auch deutlich seltener auf.
    Ein Thema, welches ich jetzt mal ansprechen und gerne mal in der Runde besprechen würde, ist die "neue" Markenstrategie von Renault. Renault scheint es ja zwischenzeitlich und zum Glück auch verstanden haben, dass man es bisher versäumt hat, ein "Markengesicht" aufzubauen, sondern man mehr wert auf die "Unverwechselbarkeit" eines jeden Modells gelegt hat. Prinzipiell finde ich dies aus Marketinggesichtspunkten völlig richtig. Es ist wichtig, dass man eine Automarke sofort erkennen kann und dass eine gewisse Einheitlichkeit innerhalb des Produktportfolios einer Marke vorhanden ist. Die deutschen Hersteller haben damit ja bereits vor gut 15-20 Jahren angefangen und sind damit sprichwörtlich gut gefahren. Natürlich kann man kritisieren, dass man keine Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen, bzw. den einzelnen Modellgenerationen erkennen kann (wer kann schon einen Audi A4 auf Anhieb von einem A6 unterscheiden? Wer kann einen 2010er A4 von einem aktuellen A4 unterscheiden?) und an dieser Kritik ist auch etwas dran - aber wie gesagt, unter Marketinggesichtspunkten ist dies sicherlich aktuell der richtige Weg. Laurens van den Acker hat dementsprechend auch geäußert, dass man bei Renault in diese Richtung gehen möchte und nicht bei jedem Modellwechsel ein völlig neues Design entwickeln möchte. Wie gesagt, prinzipiell finde ich das gut. Nun aber das große ABER:


    Der Megane Grandtour hat im Wesentlichen die identische Technik wie der Talisman Grandtour verbaut - beide Autos sehen sich auch von Innen sehr ähnlich. Es gibt sogar Menschen, die meinen, dass der Megane in Sachen Verarbeitung im Innenraum etwas besser gelungen wäre als der Talisman. Im Megane ist der Kofferraum gerade einmal 200 Liter kleiner. Noch drastischer finde ich es allerdings beim aktuellen Scenic. Hier soll die Verarbeitung tatsächlich einen guten Ticken besser sein als beim Talisman. Und auch ich finde, dass der Talisman in Sachen Verarbeitung besser gelungen ist als der Espace. Wie rechtfertigt man dann aber bitte die doch recht großen Preisunterschiede? Ich finde, dass das wieder irgendwie typisch Renault ist: Die Idee ist super, die Ausführung ist irgendwie nicht so recht durchdacht.
    Was meint Ihr?

    Ich finde es auch immer mehr als dämlich, wenn die Platzierung von irgendeinem Knopf kritisiert wird. Klar, wenn der Tempomatknopf jetzt im Kofferraum wäre, könnte ich sowas ja nachvollziehen. Aber ob der Lichtschalter nun am linken Hebel oder als großer Drehknopf am Armaturenbrett angebracht ist, ist eigentlich total Latte. Einschalt/Ausschaltknopf für den Tempomat ist eigentlich auch ziemlich egal, ob er am Lenkrad oder auf der Mittelkonsole ist, da er nicht ständig bedient wird. Ich finde solche Kritikpunkte immer recht arm, da es eigentlich nur verdeutlicht, dass sich ein Tester nicht lange mit dem Auto auseinandergesetzt hat. Wenn man nämlich etwas kritikwürdiges am Talisman finden wollte, würde man dies mit etwas Zeit herausfinden, z.B. Navi, nicht stimmige Individualisierbarkeit des "Homescreens", Rückspiegel klappen beim bloßen Entfernen nicht immer ein usw. Ich finde, dass das wirkliche Kritikpunkte sind, aber irgendwelche Schalter... come on!
    Das gleiche gilt für Dämpfung und Lenkung. Es wird immer so getan, als ob direkte Lenkung und straffe Federung das Non-Plus-Ultra wären - aber auch das ist Geschmackssache. Ich finde eine komfortable Federung z.B. viel besser. Man kann erwähnen, wie das Auto abgestimmt ist, aber man kann hierfür sicherlich keine Schulnoten vergeben. Ich meine, es ist hier und woanders schon oft geschrieben worden, aber deutsche Autobewertungen funktionieren nach dem Prinzip: Je näher ein Auto am Passat/Golf/etc. dran ist, desto höhere Noten gibt es.

    Ich habe es jetzt direkt unter einem Sensor probiert, dann in der Mitte zwischen beiden Sensoren, mit Tritt in den Hintern, Wedeln von einem Sensor zum Anderen - mal klappt es und mal nicht. Am Besten ist aber noch die Anleitung. Da steht -soweit ich mich erinnere-, dass man den Fuß nicht vom Boden nehmen solle - wie soll das denn bitte funktionieren?


    Und noch ein Punkt, der mir negativ aufgefallen ist: Das Digitalradio. Empfang ist miserabel, bzw. Glückssache und bei dem Twingo III meiner Frau (R-Link 1) wesentlich zuverlässiger.

    Crazydog: Bist du dir sicher, dass es über die Rückfahrkamera geht? Mit dem Fußwedler kann man nämlich die Klappe auch wieder schließen und dann zeigt die Kamera ja nach oben, bzw. über einen hinweg. Das es kein seitliches Wedeln, sondern der Tritt in den Hintern ist, habe ich inzwischen auch schon rausgefunden. Ich weiß nur irgendwie nicht an welcher Stelle. Mal klappt es, mal klappt es nicht.


    (...)
    Ich brauche die Öffnung eigentlich nicht, weil bei der Limousine sowieso der Heckdeckel automatisch beim Öffnen hochschwingt. (...)


    Die Verkehrszeichenerkennung ist sicher nicht immer schnell genug, aber da würde ich mich sowieso nie drauf verlassen. Ich würde sie eher als zusätzliches Indiz nutzen, wenn ich selber nicht sicher bin, was ich gerade Fahren darf.


    @C64 ich hatte es tatsächlich so verstanden, wie ich es geschrieben habe. Dann war es aber sicherlich ein Missverständnis. Wenn es von Dir nicht so gemeint war, möchte ich mich für das falsche, bzw. aus dem Zusammenhang gerissene Zitat entschuldigen.

    Danke für den Bericht von der nicht ganz so erfreulichen Probefahrt. Bei einigen Punkten habe ich mich wiedergefunden und diese finden sich auch in meinem Bericht hier wieder, so z.B. die Heckklappenöffnung per Fuß. Ich übe dies nun schon einige Tage und immer wenn ich meine, den "Dreh" raus zu haben, funktioniert es beim nächsten Mal nicht mehr. Mittlerweile denke ich einfach, dass Renault dies schlecht gelöst hat und es nicht an mir liegt.
    Verkehrszeichenerkennung finde ich teilweise auch ungenau. Bei der Verkehrszeichenerkennung wäre es zudem schön, wenn sich der Talisman das Verkehrsschild merken würde, welches vor dem ausschalten erkannt wurde. Beispiel: ich fahre in eine 30er Zone, parke dort das Auto und starte das Auto wieder. Hier wäre es schön, wenn das Auto wieder 30 anzeigen würde - tut es aber nicht.


    Bezüglich Fahrwerk: ich finde den Sportmodus auch zu hart. Klar soll die Federung straff sein, aber das ist ein Punkt, den Renault wohl noch nie so verstanden hat. Sportliche Dämpfung bedeutet nicht einfach nur bretthart, sondern gute Bodenhaftung. Ein straff abgestimmter BMW fühlt sich trotz aller Härte eben anders auf der Straße an. Das war aber auch schon beim alten Laguna und beim Megane III so.


    Das Klappern habe ich bislang noch nicht gehört.
    Ich finde, dass man 4Control sehr deutlich merkt, wenn man in der Stadt auf der Straße wenden möchte. Der Wendekreis ist relativ klein und man fühlt, dass hinten etwas mitlenkt. Bei den höheren Geschwindigkeiten merke ich aber ehrlich gesagt auch nichts - man hat aber natürlich auch keinen direkten Vergleich.


    Ich finde, dass bei so Punkten wie der Verkehrszeichenerkennung und der Heckklappe recht deutlich wird, dass man diese Punkte unbedingt mit im Prospekt haben wollte, um "Premium" zu sein, das alles aber noch nicht wirklich ausgeklügelt war.


    @C64forever Ich lasse auch nicht Argumente gelten wie "darauf sollte man sich eh nicht verlassen" oder "Fußwedel brauche ich nicht". Das sind nämlich typische Fanboy-Argumente. Ein Hersteller sollte ein Produkt/eine technische Lösung erst dann auf den Markt bringen, wenn es perfekt funktioniert. Andernfalls sollte man es weglassen - so macht es z.B. auch Apple. Hier gilt das Gleiche, wenn die Verkehrszeichenerkennung murks ist, muss das Auto eben ohne Verkehrszeichenerkennung auf den Markt kommen. Das ist doof, weil man es dann von der "Fachpresse" negativ aufgetischt wird, aber es ist eben auch nicht besser, wenn einzelne Lösungen alle nur so semi verbaut wurden.



    Ich kann die Enttäuschung ganz gut nachempfinden. Bei mir sind es nicht so krasse Klopper. Aber man hat sehr viel Geld für ein wirklich schickes Auto ausgegeben, welches als Premium beworben wird. Eigentlich wähnt sich Renault mit dem Talisman zurück in der oberen Mittelklasse, auch wenn das Auto offiziell "nur" als Mittelklasse eingestuft wird. Und dann findet man immer wieder so Kleinigkeiten, die die Freude ein wenig trüben. Das ist sehr schade, da es sich m.M. nach wirklich um total vermeidbare Fehler handelt, die eigentlich jedem Produkttester hätten auffallen müssen. Und hier sei auch noch mal der Navi-Gau erwähnt. Das muss doch einem Testfahrer aufgefallen sein. Warum hat man es dann nicht geändert? Warum hat man TomTom nicht gesagt: Regelt das vor Auslieferung, sonst gibt es Schadenersatzklagen noch und nöcher?
    Wie gesagt, es handelt sich hier nicht um riesen Fehler oder Konstruktionsmängel, sondern letztlich um Kleinigkeiten, die man schenll und kostengünstig beseitigen kann.

    Also ich habe jetzt noch einmal das Keyless Entry-System getestet. Es ist richtig, natürlich werden die Türen nicht entriegelt, wenn man sich nähert, lediglich die Spiegel klappen aus und das Licht geht an. Entfernt man sich dann aber vom Auto klappen die Spiegel nicht wieder ein.
    Das mit dem Tanken ist mir bereits bei dem Megane III passiert. Wie Rainer geschrieben hat, passiert es auch nicht jedes mal, aber es hängt wohl irgendwie davon ab, wie man zur Tankklappe geht (vorne oder hinten rum) und vielleicht auch am Wetter o.ä. Beim Megane III habe ich das akzeptiert, weil 1. Baujahr 2010 und 2. Kompaktklasse. Aber wie gesagt, Renault macht mit dem Talisman (Initiale Paris) recht großspurig auf "Oberklasseniveau". Da darf das nicht passieren.
    Ein weiterer Bug ist die per "Fußwedler" zu öffnende Heckklappe. Man macht sich damit ziemlich zum Affen - man steht einbeinig hinter dem Auto, wedelt unter der Stoßstange mit dem anderen Bein herum und nichts tut sich - so ergeht es einem jedenfalls bei 8 von 10 Versuchen. Vielleicht bin ich auch einfach zu blöd dafür, wer weiß.


    Jemand anderes hat das mal hier im Forum geschrieben: man gibt viel Geld für irgendwelche Gimmicks aus, die sich toll im Prospekt lesen, aber am Ende funktionieren sie nur so semi. Das ist schade und einfach nur unnötig. Das mit der Heckklappe und mit dem Keyless Entry kann ich alles verschmerzen, weil es nicht notwendig ist. Die Navi-Sache finde ich allerdings mehr als frech.


    @nordnavigator: Der Talisman hat an allen Türen einen Sensor zum Entriegeln

    Nun sind gut 1300 km zurückgelegt, sodass ich weiter meinen vertieften Eindruck schildern möchte:


    1. Platzangebot
    Hier bin ich vom Talisman wirklich begeistert. Der Talisman strotzt nur so vor Platz. Sowohl vorne als auch im Fond ist das Platzangebot mehr als ausreichend. Der Kofferraum ist groß genug, um mit einer vierköpfigen Familie in den Urlaub zu fahren. Vorne könnten jedoch noch ein paar Ablageflächen etwas cleverer gestaltet worden sein. Mir fehlt etwa ein Münzfach. Große Flaschen kriegt man nirgends unter. Gleichwohl sind das nur minimale Kritikpunkte.


    2. Komfort
    Auch hier habe ich im Grunde nichts zu mäkeln. Die Sitze sind super bequem, das Leder ist schön weich und damit wirklich ein Traum. Wenn die Federung auf Comfort gestellt wird, bekommt man ein Fahrgefühl, dass inzwischen wirklich selten geworden ist. Natürlich ist es kein Vergleich mit "den alten Franzosen" von vor 30/40 Jahren, aber im Vergleich zu den brettharten Boliden der Konkurrenz wirklich sehr angenehm. Die Langstreckeneigenschaften sind überragend. Auch nach gut 4 Stunden Autobahn hatte ich nicht das Gefühl, irgendwie abgekämpft zu sein. Das Auto ist im Innenraum auch bei etwas höheren Geschwindigkeiten sehr ruhig, was ebenfalls den Komfort deutlich erhöht.


    3. Design
    Hierüber lässt sich natürlich streiten. Ich finde aber, dass der Talisman designtechnisch wirklich seit langem der gelungenste Renault ist. Manch einer mag jetzt meinen: "ist aber schon reichlich konventionell - fast schon Passat". Ich finde, dass das nicht stimmt. Der Talisman ist durchaus auffällig gestaltet, ohne jetzt völlig aus dem Rahmen zu fallen. Und wenn wir mal ehrlich sind: Renault war von allen französischen Automarken schon immer die biederste Marke.


    4. Was mir nicht so gut gefällt
    Ich hatte es ja bereits in meinem ersten Post geschrieben: es gibt so ein paar Details, die mir unverständlich sind, bzw. die ich für nicht gelungen halte. Hierzu zählt:
    - zu viel Hartplastik im unteren Sichtfeld
    - hinteren Kopfstützen lassen sich nicht vom Fahrersitz aus herunterklappen
    - Keyless Entry
    - Navigationssystem


    Insbesondere zu den letzten beiden Punkten muss ich etwas schreiben. Das Keyless Entry-System bedarf beim Talisman noch Verbesserung. Wenn ich am Talisman in ca. 2 Meter Entfernung vorbeigehe (etwa auf dem Weg zur Garage, um Wasser zu holen), wird der Talisman geöffnet, die Rückspiegel klappen aus usw. Entferne ich mich nun wieder, wird der Talisman natürlich wieder automatisch verriegelt. Allerdings klappen die Rückspiegel nicht wieder ein. Das kann doch wohl nicht sein. Noch absurder wird es an der Tankstelle: ich steige aus, gehe zur Tankklappe, der Talisman verriegelt und ich kann daher nicht mehr tanken.


    Das Navigationssystem hat aber leider im negativen Sinn den Vogel abgeschossen. Sie Sprachausgabe ist schrecklich. Es gibt lediglich eine Frauen- und eine Männerstimme zur Auswahl. Das Navi stottert und verschluckt Wörter etwa bei Kreisverkehren. Teilweise sind Straßennamen unverständlich. In der optischen Ausgabe wird die Stadt Aachen als "Aschen" angegeben. Das Kartenmaterial ist teilweise sehr in die Jahre gekommen. Hier besteht wirklich noch viel Nachholbedarf. Das Navi ist einem Auto, welches vorgibt "Premium" zu sein, nicht würdig.


    5. Hat der Talisman Chancen gegen die deutsche Konkurrenz?
    Nein! Versteht mich nicht falsch. Ich verabscheue deutsche Autos zu tiefst ;) Ich bin großer Fan französischer Autos und hier insbesondere von Renault. Leider hat der Talisman aber auch zu viele Details, die nicht ganz perfekt sind (Hartplastik im unteren Sichtfeld und insbesondere das misslungene Navi). Diese sind ein gefundenes Fressen für Autobild und wie sie alle heißen. Diese etwas schlechteren Details tragen zu einem "look and feel" bei, welches den Talisman etwas minderwertiger erscheinen lässt als die deutsche Konkurrenz. Aber durch diese Details trennt sich die Spreu vom Weizen. Der Talisman ist kein schlechtes Auto. Er ist sicherlich der beste Renault seit langem. Aber er hat eben diese ein oder zwei Details, über die man sich ärgern kann. Wenn man auf dem deutschen Markt angreifen möchte, müssen diese Details stimmen. Man hat nur dann eine Chance, wenn das Auto besser als die deutsche Konkurrenz und zugleich billiger ist. Ein "das Auto ist so gut wie der Passat" oder "fast so gut wie der Passat" reichen eben nicht.
    Hinzukommt, dass die Leasing-Angebote von Renault nicht so der Knaller sind. Für meine Leasingrate hätte ich ebenso einen vergleichbar ausgestatteten Passat oder einen etwas schlechter ausgestatteten A6 bekommen. Der Talisman ist daher nur etwas für Leute, die kein deutsches Auto fahren wollen oder aber Barzahler sind. Die Flottenmanager werden aber um den Talisman einen großen Bogen machen, wenn der Talisman nicht gewissermaßen verramscht werden würde.


    Fazit
    Der Talisman ist ein schickes und komfortables Auto für Individualisten. Abgesehen von ein oder zwei Macken (die sich durch Systemupdates problemlos beheben ließen) gibt es überhaupt nichts Negatives über den Talisman zu schreiben.